Berlin, 11. Juli 2025 – Mit einer bewegenden Gedenkfeier in der Berliner Philharmonie wurde am 09. Juli 2025 das Leben und Vermächtnis der Holocaust-Überlebenden, Zeitzeugin und Ehrenbürgerin Margot Friedländer gewürdigt. Auf Einladung der Margot Friedländer Stiftung kamen 1700 Personen, darunter vor allem Wegbegleiter, Freunde, Vertreter aus Politik, Kultur und Zivilgesellschaft sowie viele junge Menschen aus Schulen und Vereinen, in den sie zuletzt gelesen hatte, zusammen, um ihrer zu gedenken – und ihre Botschaft lebendig zu halten.
Der Abend wurde von Johannes B. Kerner moderiert und führte die Gäste durch ein vielfältiges Programm, das ganz im Sinne Margot Friedländers gestaltet war.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Friedländer in seiner Rede als „Jahrhundertzeugin“, die nie müde wurde, ihre Geschichte zu teilen, um nachfolgende Generationen zu ermutigen, „Zweitzeugen“ zu werden. „Margot Friedländer hat den Stab weitergereicht. Jetzt ist es an uns,“ betonte Steinmeier und rief dazu auf, ihre Mahnung ernst zu nehmen: Verbrechen wie die der Nationalsozialisten dürften sich niemals wiederholen. Es liege nun an allen, die Erinnerung zu bewahren, weiterzugeben – und aktiv für Toleranz, Demokratie und Menschlichkeit einzutreten.
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner erinnerte daran, wie wichtig Friedländers Stimme gerade heute sei: „Wir dürfen nicht wegschauen, wir dürfen die Gräuel nicht verharmlosen oder relativieren. Margot Friedländer hat uns gezeigt, dass Menschlichkeit über Unmenschlichkeit siegt.“
Hedi Bouden, Träger des Margot-Friedländer-Preises 2024, betonte in seiner Rede: „Ihr Leben wird immer Hoffnung bleiben.“ Gleichzeitig mahnte er, wachsam zu sein gegenüber Rechtsextremismus und Hass.
Karsten Dreinhöfer, Vorstand der Margot Friedländer Stiftung, richtete bewegende Worte an die Gäste: „Margot hat uns vertraut. Sie hat uns zugetraut, Verantwortung zu übernehmen – jeder an seinem Ort, im eigenen Umfeld, mit den eigenen Möglichkeiten. Und genau das braucht es jetzt. Es braucht unsere Stimmen – gegen Antisemitismus, gegen Ausgrenzung, gegen Gleichgültigkeit. Es braucht unser Handeln – für Demokratie, für Mitgefühl, für Respekt. Und es braucht unsere Bereitschaft, Verantwortung nicht weiterzureichen – sondern anzunehmen.“ Dreinhöfer erinnerte daran, dass die Stiftung Friedländers Vermächtnis weitertragen wird: „Die Stiftung wird sich mit aller Kraft einbringen. Doch sie kann das nicht allein. Wir brauchen Sie. Ihre Unterstützung. Ihr Engagement. Ihre Haltung. Denn wenn wir heute Margots Leben würdigen, dann nicht nur im Rückblick – sondern im Blick nach vorn. Nicht im Bewahren allein, sondern im Gestalten. Nicht im Erinnern allein, sondern im Handeln. Jetzt sind wir dran. Jeder von uns.“
Er betonte, dass auch in diesem Jahr der Margot Friedländer Preis erneut ausgeschrieben wurde – ein Preis, der Initiativen auszeichnet, die sich für Toleranz, Menschlichkeit, Freiheit und Demokratie einsetzen. Mehr als 320 Initiativen und Personen hatten sich beworben, die Preisverleihung wird Mitte September stattfinden
Ein Abend in ihrem Sinne: Musik, Tanz, Gemeinschaft
Die Gedenkveranstaltung war bewusst so gestaltet, wie es Margot Friedländer gefallen hätte: lebensfroh, musikalisch und hoffnungsvoll. Margot liebte Musik! Der Staats- und Domchor unter der Leitung von Prof. Kai-Uwe Jirka mit Thoma Jaron Wurz als Solisten und Patrick Orlich am Klavier sang zu Ehren von Margot Friedländer „Ye, Who Seek the Truth“ von Julie Perry, „As der Rebbe Elimelech“ von Viktor Ullmann sowie „Da unten im Tale“ von Johannes Brahms.
Besonders berührend war der Auftritt des Folkadu Ensembles mit Yael Gat (Gesang, Shofar), Daniel Weltlinger (Geige) und Hans Bilger (Bass), die mit dem Lied „A Yiddishe Mame“ das jüdische Erbe Friedländers musikalisch ehrten.
Noch zu Beginn dieses Jahres war Margot bei André Hermlins „Swing Dance Night“ in Berlin zu Gast und tanzte – so, wie sie es ihr Leben lang liebte. Passend dazu bildete Swing-Musik den besonderen Abschluss des Abends: David Hermlin and his Swing Dance Orchestra spielten Klassiker, die Margot so sehr liebte. Max Raabe berührte das Publikum mit dem Lied „Irgendwo auf der Welt“, jiddische Lieder erinnerten an Friedländers jüdische Wurzeln und unterstrichen, wie eng Erinnerung und Lebensfreude miteinander verbunden sind.
Berührende Bilder und Videos aus Margot Friedländers Leben – von Zeitzeugengesprächen in Schulen bis zu fröhlichen Momenten beim Tanz – machten an diesem Abend noch einmal deutlich, wie viel Kraft, Mut und Lebenslust sie ausstrahlte.
„Wir können die Geschichte nicht ungeschehen machen. Aber wir können etwas daraus machen,“ so Dreinhöfer. „Und wir können uns entscheiden – jeden Tag neu – in Margots Sinn zu handeln: Menschlich. Wachsam. Mit Haltung.“
Die Margot Friedländer Stiftung dankt allen Gästen, Mitwirkenden und Unterstützern für diesen besonderen Abend voller Musik, Begegnung und Gemeinschaft. Es liegt nun an uns allen, Margot Friedländers Vermächtnis weiterzutragen – mit offenen Augen, offenen Herzen und klarer Haltung.
Danke, Margot. Wir machen weiter.
Zu den Ehrengästen zählen u.a.:
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner
Bundestagsvizepräsident Omid Nouripour
Bundespräsident a.D. Christian Wulff
Bundeskanzler a.D. Olaf Scholz
Bundesfinanzminister Lars Klingbeil
Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas
Bundesfamilienministerin Karin Prien
Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien Staatsminister Dr. Wolfram Weimer
Präsidentin des Abgeordnetenhauses Berlin Cornelia Seibeld
Regierender Bürgermeister von Berlin Kai Wegner
Französischer Botschafter Francois Delattre
Schweizer Botschafterin Livia Leu
Japanische Botschafterin Mitsuko Shino
US-Chargé d’Affaires Alan Meltzer
Israelischer Gesandter Guy Gilady
Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland Dr. Josef Schuster
Stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Axel Springer SE Friede Springer