Am Mittwoch, 27. November 2024, hat die Margot Friedländer Stiftung zum ersten Mal den Margot Friedländer Preis verliehen. Er zeichnet Menschen aus, die sich aktiv für Toleranz, Menschlichkeit und gegen Antisemitismus oder Demokratie-feindlichkeit einsetzen.
Margot Friedländer hat die Ausschreibung des Preises federführend begleitet: „Die große Zahl der eingereichten Bewerbungen, die sich für die Ziele meiner Stiftung einsetzen, hat mich sehr gefreut. Denn dieses Engagement ist so unglaublich wichtig. Wichtig für die Zukunft unseres Landes, wichtig für Euch. Ich engagiere mich jeden Tag dafür, dass wir nicht vergessen dürfen, was geschehen ist. Und ich danke allen, die sich meiner Mission mutig und engagiert anschließen. Seid Menschen.“
Der mit insgesamt 29.000 € dotierte Margot Friedländer Preis 2024 wurde im Rahmen einer festlichen Preisverleihung im Humboldt Forum durch die Stifterin selbst verliehen. Die unabhängige Jury unter dem Vorsitz von Elke Büdenbender (Ehefrau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Richterin am Verwaltungs-gericht) hatte unter 275 eingegangenen Bewerbungen sechs Preisträgerinnen und Preisträger ausgewählt, die sich mit ihrem außergewöhnlichen Engagement für ein menschliches Miteinander, eine stärkere Demokratie und für die Erinnerung an die Opfer des Holocausts einsetzen.
apropolis e.V. erhielt den Margot Friedländer Preis 2024 für seine herausragende Arbeit, junge Menschen in Deutschland für die Werte der freiheitlichen Demokratie zu begeistern. Der Verein motiviert sie, durch innovative Workshops zu aktiven, informierten und engagierten Bürgerinnen und Bürger zu werden. Die jungen Menschen erleben die Bedeutung von Respekt zwischen Menschen und Verständnis für verschiedene Perspektiven. Sie lernen in Planspielen, Vorurteile zu erkennen, aktiv gegen Diskriminierung einzutreten und richtig zu streiten. apropolis vermittelt „future skills“ für Demokratie: Quellen prüfen, Meinungsbildung, respektvoller Diskurs, faires Handeln und wie man „Fake News“ wirksam entgegentreten kann.
Zweitzeugen e.V. erhielt den Margot Friedländer Preis 2024 für seine wertvolle Arbeit, die Erinnerung an den Holocaust lebendig zu halten und junge Menschen zu befähigen, aktive Träger einer engagierten Erinnerungskultur zu sein und sich aktiv gegen Antisemitismus und weitere Diskriminierungen in der Gegenwart einzu-setzen. Seit 2010 erreicht der Verein jährlich 7000 junge Menschen, die die Lebensgeschichten von 38 Überlebende des Holocausts, darunter auch Margot Friedländer, weitertragen und so aktiv zur Erinnerungskultur beitragen. In Work-shops, Projektwochen und über die interaktive Lernplattform „Werde Zweitzeug*in“ lernen die Teilnehmenden Geschichte zu begreifen.
Barrierefrei erinnern – Das Zentrum für Thüringen des Landesverbandes der Lebenshilfe Thüringen und der Lebenshilfe Erfurt erhielt den Margot Friedländer Preis 2024 für seine engagierte Aufklärung über die Zeit des Nationalsozialismus in einfacher und leichter Sprache – von und für Menschen mit Behinderungen und darüber hinaus. In Tandems bieten die im Programm ausgebildeten „Guides“ Führungen u.a. über den Ofenbauer von Auschwitz am Erinnerungsort Topf & Söhne in Erfurt an. In Weimar macht ein inklusiver Stadtrundgang durch die Augen der Ukrainerin Nina die Qualen der Zwangsarbeit in der NS-Zeit erfahrbar. Die Wanderausstellung „Wohin bringt ihr uns?“ klärt in leichter Sprache über die NS-„Euthanasie“-Verbrechen auf.
Hèdi Bouden erhielt den Margot Friedländer Persönlichkeitspreis 2024 für sein außergewöhnliches Engagement in der Antisemitismusprävention. Der in Hamburg-Wilhelmsburg tätige Lehrer setzt sich seit 2018 in zahlreichen Begegnungsreisen, Theater- und Ausstellungsprojekten mit Schüler-innen und Schülern aus Hamburg und Israel für Dialog, Hoffnung und Toleranz ein. Am 7. Oktober 2023 wurden die jüdischen und muslimischen Schülerinnen und Schüler aus Shaar Ha Negev und Rahat an der Grenze zu Gaza durch den Terrorangriff der Hamas daran gehindert, wie geplant nach Cordoba zu reisen, um dort mit den Hamburger Jugendlichen an jüdischen, christlichen und muslimischen Orten eine „Architecture of Hope“ zu schaffen. Stattdessen reiste Hèdi Bouden seitdem mehrfach nach Israel, um die Verbindung zu den Jugendlichen aufrecht-zuhalten und ihre aufgezeichneten Stimmen in „Architecture of Hope“ zu integrieren.
Der Margot Friedländer Schulpreis wurde 2024 zwei Mal vergeben: an die Interessensgemeinschaft Friedenstaube und die Schülerzeitung josefine.
Die Interessensgemeinschaft Friedenstaube am Otto Nagel Gymnasium Berlin-Marzahn sorgt mit Workshops, Exkursionen zu Holocaust-Gedenkstätten und Veranstaltungen für den Zusammenhalt in der Schulgemeinschaft und fördert bewertungsneutrale Begegnungen. Schülerinnen und Schüler, Bundesfreiwillige und Studierende der IG Friedenstaube verfolgen gemeinsam das klare Ziel, sich jeder Form von Antisemitismus, Rassismus und Demokratiefeindlichkeit entgegenzustellen. Sie geben ihren Mitschülerinnen und -schülern Werkzeuge an die Hand, Verantwortung für eine gerechtere Gesellschaft zu übernehmen.
Die Schülerzeitung josefine ist eine Arbeitsgemeinschaft an der Mädchenreal-schule St. Josef in Hanau, die seit 7 Jahren mit einer wechselnden Gruppe von Schülerinnen der 7. bis 10. Klasse Zeitzeugeninterviews durchführt, Veranstal-tungen und Ausstellungen zum Holocaust organisiert und eine eigene Website und App auf den Weg gebracht hat. Die Schülerinnen dokumentieren die Erinnerungen der Zeitzeugen und haben die Geschichte von Emilie Schindler aus dem Schatten ihres Mannes Oskar Schindler hervorgeholt.
Zur Jury für den Margot Friedländer Preis 2024 gehörten Elke Büdenbender (Vorsitzende der Jury, Ehefrau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Richterin am Verwaltungsgericht), Joe Chialo (Senator für Kultur und Gesellschaft-lichen Zusammenhalt), Arne Friedrich (Fußballnationalspieler und -trainer sowie Stifter), Anahita Thoms (Rechtsanwältin), Gonca Türkeli-Dehnert (Staatssekretärin im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen), Heike Maria von Joest (Unternehmerin) und Natalia Wörner (Schauspielerin) an.
Die Margot Friedländer Stiftung wurde im Sommer 2023 von Dr. h.c. Margot Friedländer ins Leben gerufen. Die Stiftung verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke. Sie setzt sich für Demokratie und Freiheit und gegen Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung ein. Sie fördert die Erinnerung an die im National-sozialismus verfolgten und ermordeten Menschen.
Der Vorstand der Stiftung, zu dem Prof. Monika Grütters, Prof. Dr. Karsten Dreinhöfer, Dr. Mathias Döpfner, Dr. h.c. Joachim Gauck und Dr. Nico Raabe gehören, ist ehrenamtlich tätig und wird von einem 17-köpfigen Kuratorium beraten. Die Stiftung steht unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Die Stifterin Dr. h.c. Margot Friedländer wurde 1921 als jüdische Deutsche in Berlin geboren, überlebte als einzige in ihrer direkten Familie den Holocaust und kehrte nach mehr als sechs Jahrzehnten in New York im Alter von 88 Jahren in ihre Heimat Berlin zurück. Seitdem setzt sich dafür ein, dass das, was Millionen von Menschen ihrer Generation angetan wurde, nie wieder passiert.
Bildmaterial
Bildmaterial für die Berichterstattung unter:
https://margot-friedlaender-stiftung.de/presse